Der Tod ist das tägliche Geschäft

Idsteiner Zeitung -1.7.2005

Sabrina Ernst aus Niedernhausen ist eine der jüngsten Bestattermeisterinnen

Der Umgang mit dem Tod ist ihr tägliches Geschäft. Sabrina Ernst aus Niedernhausen ist mit 23 Jahren eine der jüngsten Bestattermeisterinnen in Deutschland.

Die hygienische Versorgung der Toten gehörte ebenso zu ihrer Ausbildung wie Trauerpsychologie, nun plant Sabrina Ernst eine Fortbildung in Trauerreden. Seit 2003 arbeitet sie fest im väterlichen Betrieb mit, ist inzwischen Mitinhaberin. Seit 1897 gibt es Pietät Ernst Bestattungen in Niedernhausen, Sabrina Ernst ist die vierte Generation, für sie war der Einstieg in den Familienbetrieb ein vorgegebener Weg, den die junge Frau selbstbewusst und mit vielen neuen Ideen geht. „Sie hat neuen Wind reingebracht“, freut sich ihr Vater Werner Ernst. Nach dem Abitur in Idstein absolvierte Sabrina Ernst eine Lehre als Kauffrau im Groß- und Außenhandel in einem ortsansässigen Unternehmen, im Januar 2003 stieg sie dann in den elterlichen Betrieb ein. Anschließend begann sie mit der Ausbildung zum „Geprüften Bestatter“, der schloss sich eine Meisterausbildung bei der Handwerkskammer Wiesbaden an. Das Ausbildungsprogramm ist umfangreich. Standesamtwesen, Bestattungsrecht, Betriebswirtschaft, Bestattungskultur, Grabmachertechnik und Warenkunde, Beratung und Betreuung der Hinterbliebenen. „ Wir machen alles“, umschreibt die 23-Jährige ihre tägliche Arbeit. Diese beginnt zumeist mit dem Besuch der Hinterbliebenen, zwei Musterkoffer zur fachgerechten Beratung schleppt Frau Ernst dann immer mit. Meist dauere es eine halbe Stunde, „bis ich die Leute auf meiner Seite habe“, erzählt Sabrina Ernst. Vertrauen und Kompetenz seien nun einmal notwendig für einen Bestatter. Doch so langsam habe sich herumgesprochen, dass dieser Beruf in Niedernhausen und Umgebung auch von einer jungen Frau ausgeübt wird. Wobei Sabrina Ernst gerne zugibt, dass sie am liebsten gemeinsam mit ihrem Vater arbeitet. „Wir machen möglichst viel zusammen.“ Beispielsweise im so genannten Versorgungsraum, wo die Toten für ihre Bestattung vorbereitet werden. Dazu werden sie gewaschen und desinfiziert, angezogen und auf Wunsch auch geschminkt und frisiert. Den Umgang mit dem Lockenstab habe sie erst wieder lernen müssen, sagt Sabrina. Zur Arbeit einer Bestatterin gehört aber auch, mit den Angehörigen den passenden Sarg oder die gewünschte Urne auszusuchen, den Blumenschmuck und die Musik für die Trauerfeier vorzubereiten, Behördengänge bis hin zum Rentenantrag zu übernehmen. Bei der Trauerfeier sitzen Sabrina und Werner Ernst dann „irgendwo in den Reihen“, sorgen dafür, dass alles wie geplant abläuft, „führen im Hintergrund Regie.“ Vorbei sind die Zeiten, dass Freunde Witze über den Beruf von Sabrina Ernst gerissen haben. „ Das Thema ist inzwischen vom Tisch.“ Zu ihren Hobbys gehört der Gardetanz in Niederjosbach, Vater Werner sitzt dort m Elferrat. Obwohl in den Beruf reingewachsen, hat auch Sabrina Ernst lernen müssen, mit Tod und Trauer umzugehen. „Man darf nicht mitweinen“, sagt die 23-Jährige und erzählt dankbar von abendlichen Gesprächen im Familienkreis. Werner Ernst beschreibt dies so:“ Wir trauern mit, aber wir können nicht mitleiden.“ Noch keine so rechte Gedanken hat sich Sabrina Ernst über ihre eigene Trauerfeier gemacht. Der Gedanke amüsiert sie, schnell kann sie sich vorstellen, dass ein Gospelchor dann singt. Doch zunächst einmal steht die Fortbildung in Trauerreden an, auch dies traut sich die selbstbewusste Niedernhausenerin mit dem seltenen Beruf selbstverständlich zu. Weiß selbst noch nicht, ob sie einmal verbrannt werden will.

Idsteiner Zeitung -1.7.2005